Jahr 1990
In aller Herrgottsfrühe traf sich der Stamm am Bahnhof in Appenweier, um mit dem Zug (der extra für uns außerplanmäßig halten mußte) in den flachen Norden unserer Republik zu fahren. Das Ziel dieser Reise war Burg, ein kleines Dorf ca. 200 km nördlich von Hamburg. Als wir ankamen sah man angesichts unserers Lagerplatzes allgemeine Überraschung in den Gesichtern aller. Denn dieses Jahr sollten wir am Rande eines Sportplatzes zelten. Was auch ganz neu war, war die Tatsache daß auf dieses Lager der ganze Stamm das Fahrrad mit dabei hatte. Nach dem üblichen Aufbauen der Zelte und errichten diverser Lagerbauten folgte das eigentliche Programm des Lagers. Als erstes wäre da die Lagerolympiade zu nennen. Neben verschiedenen Geschicklichkeitsspielen wurde auch das künstlerische Talent der Mitspieler durch Erstellen einer Zeichnung mit mehr oder weniger sinnvollem Inhalt auf die Probe gestellt. Des weiteren folgten verschiedene Workshops wie Karte & Kompaß, Basteln, usw... wovon einer ganz besonders zu erwähnen ist, nämlich der Workshop Brotbacken für Anfänger. Die Leitung dieses Workshops unterlag damals Uwe Huber, auch gemeinhin bekannt unter dem Spitznamen "Quasi". Zuerst wurde ein hundsgewöhnJicher Brotteig hergestellt. Danach wurde die Teigmasse in Alutopfdeckel die als Backformersatz dienen mußten, gleichmäßig verteilt. Als diese dann auf das Feuer gestellt waren, hieß es abwarten. Nach geraumer Zeit nun wurden die Formen vom Feuer genommen und das "Brot" begutachtet, wobei die völlig verbrannte Oberfläche nichts Gutes im Bezug auf den Rest des Brotes ahnen ließ. Wie sich dann später herausstellte waren von dem gesamten Brot gerade mal ein zwei Millimeter dicker Streifen genießbar. Na ja, Spaß gemacht hats trotzdem. Ein weiterer Höhepunkt war die Wattwanderung. Der Haken an dieser Sache war nur, daß um nun an das Meer zu gelangen ein ca 30 km weiter Weg mit dem Fahhrad zurückgelegt werden mußte ( und das bei vollem Gegenwind). Dafür waren sich dann aber später alle einig, daß es sich gelohnt hat, diesen beschwerlichen Weg auf sich zu nehmen. Ein Wattführer zeigte uns dann die faszinierende Tierwelt des Watts (man muß halt nur ein bischen umgraben). Nachdem wir dann alle Wattwürmer, Krebse, Käfer, etc. besichtigt, ein Wettrennen zweier Krebse veranstaltet, und eine Schlammschlacht in Gange gebracht hatten, fuhren alle völlig erschöpft zum Zeltplatz zurück.
Wenn man mal schon in der Gegend ist, sollte man auch gleich Hamburg besichtigen. Als erstes wurde der Hamburger Hafen unter Die Lupe genommen. Dort erwarteten uns imposante Bauwerke wie die Speicherstadt aus der Hansezeit und deren modernen Gegenstücke, die riesigen Terminals. Auch an den Kunstwerken in Hamburg selbst zeigte sich mancher interressiert. Da war ein Kunstobjekt bestehend aus drei Säulen, die sich ständig zwischen einer Höhe von 50 cm und 2,50 m auf und abbewegte, woraufhin ein findiges Mitglied unseres Stammes die Chance nutzte, sich darauf zu setzen und Hamburg mal aus einer höheren Perspektive zu betrachten.
Die Rucksäcke packen, hieß es dann alsbald, denn der traditionelle Zwei-Tages Hike stand bevor. Während einige enorme Gewaltmärsche auf sich nahmen, zogen es andere vor z.B. am schönen Nord-Ost-See-Kanal etwas zu lustwandein um dann nach einem ganzen Tag des "Wanderns" in ein etwa drei Kilometer entferntes Dorf zu gelangen. Aber es soll eben jeder das machen wozu er Lust hat. Etwas überrascht zeigten wir uns dann, als wir erfuhren, daß für die Bewohner vom Kreis Dithmarschen Pfadfinder etwas neues und überraschendes war. Sogleich rückte die örtliche Presse an, um den gesamten Lagerplatz zu fotografieren. Unglücklicherweise befanden wir uns zu diesem Zeitpunkt eben nicht dort, sondern nur ein paar Eltern, die ihre Kinder besuchen wollten. Nichtsdesdotrotz fand sich ein Bild derselben am nächsten Morgen als Aufmacher auf der ersten Seite des "Dithmarscher Boten": So also ist nun Urloffen auch im hohen Norden ein Begriff für die Leute. Programmpunkte können sich auch manchmal ergeben, mußten wir feststellen, als vor dem Sportplatz Eine "Monster-Car-Show" halt machte. Dabei handelte es sich um zwei monströse Fahrzeuge (ähnlich zwei Jeeps mit Traktorreifen) die auf anderen Autos herum-fuhren. Eigentlich war diese Show wohl nur für zahlendes Publikum gedacht, was aber den Wölflingen keinen Abbruch tat abwechselnd unter der Absperrplane durchzukriechen, um kostenlos die Darbietung zu genießen.
Der letzte Programmpunkt war die Versprechensfeier, die wohl den Leuten die dort das Versprechen ablegten immer als ein bewegter Moment ihres Pfadfinderdaseins in Erinnerung bleiben wird.
Alles hat ein Ende, auch dieses Lager. Es war sicherlich eines das wie viele mit Highlights, Überraschungen und viel, viel Spaß angefüllt war. Natürlich flossen beim Abbau auch wieder die eine oder andere Träne, denn alle hatten Erinnerungen, wovon sie noch lange zehren konnten.